Das kirchliche Leben in Berbersdorf

Das kirchliche Leben in Berbersdorf

Nahezu 700 Jahre hält dieser Zustand an, dass die Berbersdorfer Christen zum Gottesdienst sowie zu allen sonstigen kirchlichen Handlungen und Veranstaltungen nach Pappendorf gehen müssen. Das ist, besonders im Winter, oft sehr beschwerlich. Erste Erleichterungen stellen sich ein, als es möglich wird, in der Schule des Ortes Zusammenkünfte der Berbersdorfer Gemeinde abzuhalten.

Im Gemeindeblatt für die Kirchfahrt Pappendorf „ Die Kirche über der Striegis“ vom Januar 1927 finden wir einen Hinweis auf das kirchliche Leben in Berbersdorf. Pfarrer Wilhelm Luthardt schreibt dort:„ Mit besonderer Freude gebe ich der Gemeinde Kenntnis davon, dass die Berbersdorfer Schule einen neuen und schönen gottesdienstlichen Schmuck erhalten hat. Bei den Abendmahlsfeiern, die dort regelmäßig an den Bußtagen für die Alten und Schwachen gehalten werden, fehlte bisher eine würdige Bekleidung des Abendmahlstisches. Die hat nun beschafft werden können. Die Kosten sind durch die Besucher der Bibelstunden aufgebracht worden, der Arbeit hat sich freudig und zuvorkommend Frau Lehrer Starke in Berbersdorf unterzogen. Die Bekleidung ist wunderschön geworden und wir sind Frau Lehrer Starke von Herzen dankbar, dass sie ihre Kunstfertigkeit in den Dienst der Gemeinde gestellt hat. Der Behang ist mit dem Lamm Gottes geschmückt, das die Siegesfahne über der Schulter trägt und von einem goldenen Strahlenkranz umgeben ist. Schwestern des Dresdner Diakonissenhauses haben den Entwurf gefertigt und gezeichnet.“
Weiter entnehmen wir dem Blatt, dass in der Berbersdorfer Schule in der Regel zweimal im Monat jeweils am Sonntagnachmittag um 15.00 Uhr Bibelstunde gehalten wird. Während der Religionsunterricht für die Schuljahre eins bis sechs Bestandteil des Schulunterrichtes ist, nehmen die Schüler der Schuljahre sieben und acht am Konfirmandenunterricht in Pappendorf teil.
Mit der Neuordnung der politischen Landschaft im Osten Deutschlands nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945, besonders aber nach der Gründung der DDR, wird die Abwendung des Staates von der Kirche immer deutlicher. Bis hinunter in kleinste kommunale Ebenen wollen die neuen Machthaber u. a. auch durch ein Zurückdrängen der Kirche ihre Staatstreue und ihre makellose sozialistische Gesinnung unter Beweis stellen. Da der bis dahin obligatorische Religionsunterricht in der Schule entfällt, beschließt der Kirchenvorstand am 5. Juni 1946 die Einführung der Christenlehre für die Schuljahre eins bis sechs. In Berbersdorf findet dieser Unterricht aber weiterhin in den Räumen der Schule statt. Frau Maria Krönert, die Tochter Pfarrer Luthardts und zugleich seine Helferin in der
Kirchgemeinde, erinnert sich, dass sie in der Berbersdorfer Schule Christenlehre erteilte.
Zunehmend wird es aber schwieriger, in den Räumen der Schule Christenlehreunterricht oder sonstige kirchliche Veranstaltungen abzuhalten. Im Herbst des Jahres 1951 teilt der Schulleiter dem Pappendorfer Pfarrer Wilhelm Luthardt mit, dass „.....dafür kein Raum mehr zur Verfügung steht, da die Räume täglich von früh bis abends durch den Schulunterricht in Anspruch genommen werden müssen.“ Die heute in der Pappendorfer Kirche stehende Büste des Reformators Martin Luther drückt er dem Pfarrer mit den Worten: „ Dem gefällt es nicht mehr bei uns !“ in die Hände. Als wenig geeignete Ausweichmöglichkeiten stehen nur der Gasthof oder private Wohnungen zur Verfügung, die aber das Problem insgesamt nicht lösen können. Bibelstunden finden in der Bäckerei bei Martin Meis, Frauendienste im Gasthof, statt.